Donnerstag, 7. Oktober 2021

Nachlese

  "Wie gehen wir miteinander um in den sozialen Netzwerken?" war eines der Themen der Langen Nacht der Demokratie in Marktredwitz, mit der sich Besucherinnen und Besucher auseinandersetzen konnten. Gemeinsam mit lokalen Bündnispartnern hatte die VHS Fichtelgebirge Angebote an verschiedenen Stellen organisiert.

Eröffnet wurde die Lange Nacht durch Uwe Kuchenbäcker von der VHS Geschäftsstelle in Marktredwitz im MAKkultur. Nach einer kurzen Begrüßung startete der Workshop "Hassreden im Netz" mit Jörg Hundsdorfer, freier Trainer der Amadeo-Antonio-Stiftung. "Hassreden im Netz sind Teil unseres Alltags geworden, doch es ist nicht nur ein Netzphänomen, es entsteht in der Mitte unserer Gesellschaft" mahnte er. Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops berichteten von eigenen Erfahrungen mit Hass im Netz. Sie reflektierten ihr eigenes Verhalten und erfuhren, wie man aktiv gegen Hetze im Netz vorgehen kann. Abschließend benannte der Referent einige Anlaufstellen, an die man sich wenden kann, wenn man selbst betroffen ist oder gefundene Netzstücke melden möchte.

Nach einer kurzen Pause ging es im MAKkultur weiter mit einer Veranstaltung der Projektstelle "Demokratie leben" aus Bad Alexandersbad. Der Frage, welchen Einfluss (soziale) Medien auf die Meinungsbildung haben, gingen Jörg Hundsdorfer und Anita Berek bei einer Podiumsdiskussion nach. Online zugeschaltet war Prof. Wolfgang Schweiger aus Stuttgart, Autor des Buches "Der (des)informierte Bürger". Dabei wurde deutlich, wie schwierig es für Nutzerinnen und Nutzer von Online-Plattformen ist, Informationen im Netz richtig einzuordnen und Fake News oder "alternative Fakten" zu erkennen. Prof. Schweiger betonte, dass eine zunehmende Zahl von Menschen  heute nur noch sporadischen Kontakt mit journalistischen Nachrichten hat. Anstelle etablierter Qualitätsmedien wie Zeitungen oder Nachrichtenmagazinen im öffentlich rechtlichen Rundfunk verbreiten zunehmend "alternative Medien  gefühlte Wahrheiten, Hassbotschaften, Fälschungen und Gerüchte." Insbesondere Menschen mit geringer Medienkompetenz seien durch die Nutzung sozialer Medien anfälliger für Pseudo-Informiertheit, Polarisierung und eine verzerrte Wahrnehmung der öffentlichen Meinung. Das dies unabhängig vom Alter auf alle Bevölkerungsgruppen zutrifft, veranschaulichte er anhand der Ergebnisse einer Umfrage.

Für alle, die Interesse an einem interkulturellen Dialog hatten, war die Moschee der richtige Anlaufpunkt. Das "Café international" war auf Einladung des inslamischen Kulturvereins und dem Integrationsbeauftragten der Stadt Marktredwitz, Walied Youssef, zu Gast in der Moschee. "Gemeinsam mit Menschen unterschiedlichster Herkunft wagen wir einen Blick auf den Umgang miteinander und wollen uns auf Regeln für einen respektvollen Umgang miteinander verständigen" fasste Youssef die Motivation, einen Beitrag zur Langen Nacht der Demokratie zu leisten, zusammen. Kulturvereinsvorsitzender Celal Öztürk bot dem interessierten Publikum einen Einblick in die Arbeit des Vereins.

Das die Verteidigung demokratischer Werte und Prinzipien sich nicht nur auf Deutschland beschränkt, sondern weltweit notwendig ist, machte der Beitrag von Amnesty International im Jugendzentrum Loeschwerk 10 deutlich. Online zugeschaltet war Urs Fiechtner, einigen Marktredwitzern bereits von seinem Auftritt 2019 im Meisterhaus bekannt. Er blickte auf 60 Jahre ehrenamtliche Arbeit zurück und beschränkte sich dabei nicht nur auf die Geschichte von Amnesty International, sondern nahm auch Bezug auf die Anfänge z.B. des roten Kreuzes, die motivierend und inspirierend auch für die eigenen Anfänge war. Nach seinen kurzweiligen Ausführungen standen Mitglieder der Ortsgruppe Marktredwitz bereit. Christine Eisa, Vorsitzende und Mitbegründerin der Ortsgruppe, berichtete auch von Aktivitäten der Ortsgruppe. "Über neue Mitglieder, vor allem Jüngere, würden wir uns sehr freuen. Es ist uns ein wesentliches Anliegen, die Gruppe zu verjüngen und den Staffelstab weiterzureichen", so ihr ausdrücklicher Wunsch an die Zuhörer.

Die Lange Nacht der Demokratie endete, wo sie anfing: Im MAKkultur stand zum Abschluss der Poetry Slammer Dalibor Markovic mit kurzweiligen, aber auch kritischen Texten auf der Bühne. Höchste Konzentration war gefragt, wenn die Worte in ungeahnter Schnelligkeit nur so aus ihm sprudelten und am Schluss die Frage stand "... und, haben sie es gemerkt?"

Ein großer Dank an alle Aktiven, die diese Veranstaltungen erst möglich gemacht haben. Danke an alle Besucher, die mit Ihren Beiträgen und Fragen die Veranstaltungen erst richtig zum Leben erweckt haben.


Bericht der Frankenpost

Mittwoch, 18. August 2021

Die "Lange Nacht der Demokratie" 2021

Die „Lange Nacht der Demokratie“ findet am 2. Oktober 2021 statt – ein Jahr später als ursprünglich geplant. Sie ermöglicht Inspiration, Begegnung sowie Reflexion zur Bedeutung von Demokratie. 

Wir fragen: Was hält unsere Gesellschaft zusammen – in der Kommune, in Bayern, in Deutschland und in Europa? In Marktredwitz möchten wir dabei besonders auf die Gesellschaft "im Netz" schauen: Wie gehen wir miteinander um? Welche Umgangsformen gelten hier? Wie informieren wir uns?

Warum eine "Lange Nacht?"

Die Lange Nacht findet in über 30 Kommunen in Bayern zeitgleich statt, von Coburg bis Rosenheim. Wir wollen in der Nacht vor dem Tag der Deutschen Einheit in vielfältigsten Formaten über Demokratie philosophieren, diskutieren, streiten und slammen, wir wollen Musik und Kultur genießen, lachen und feiern.

Die "Lange Nacht der Demokratie" ist ein Projekt des Wertebündnis Bayern.

Seit der Gründung im Jahr 2010 hat sich das Wertebündnis zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Mittlerweile vereint das Bündnis 190 Organisationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, darunter Kirchen, Religionsgemeinschaften, Lehrer- und Elternverbände sowie Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

2015 wurde das Wertebündnis mit der Gründung der Stiftung durch den Freistaat Bayern zukunftsfähig gemacht. Aufgabe der Stiftung ist es, das Wertebündnis zu unterstützen, um auch in Zukunft die für den Zusammenhalt in einer demokratischen Gesellschaft relevanten Werte ins Bewusstsein zu rufen.

https://www.wertebuendnis-bayern.de



Café International in der Moschee

Demokratie und ein respektvoller Umgang hört nicht an den Landesgrenzen auf. Gerade in Zeiten von Ausgangs- und Kontakbeschränkungen finden Treffen zunehmend online statt. Menschen informieren sich zunehmend in (sozialen) Netzwerken. Nicht immer geht es dabei respektvoll zu.

Gemeinsam mit Menschen unterschiedlichster Herkunft wollen wir einen Blick auf den Umgang miteinander wagen und uns auf Regeln für einen respektvollen Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen verständigen.

Ort: Moschee

Zeit: 15.00 – 18.00 Uhr

Amnesty Internationl - Eine Zwischenbilanz

Online-Veranstaltung anlässlich des 60. Jahrestags der Gründung

Heute blickt Amnesty international auf sechs Jahrzehnte der Arbeit für den Schutz und die Durchsetzung der Menschenrechte zurück - ehrenamtlich geführt, parteipolitisch neutral, interkulturell und unabhängig. In dieser Veranstaltung werden die Erfahrungen und die Entwicklung der Organisation unter die Lupe genommen, die Arbeitsweise von Amnesty wird erläutert und die Wirkung der neuen internationalen Standards zum Schutz der Menschenrechte analysiert.

Der  Referent Urs M. Fiechtner ist seit 1970 in vielen verschiedenen Funktionen bei Amnesty engagiert und kennt das Innenleben der Organisation wie wenig andere. Es geht nicht um das Erzählen einer Erfolgsgeschichte, sondern um ein kritisches Hinterfragen der Arbeit der weltweit größten Menschenrechtsorganisation.

Ort: Löschwerk 

Zeit: 18:00 – 19:30 Uhr

Poetry Slam

Nichts wirkt so eindringlich, so direkt und so berührend wie das gesprochene Wort. Nichts bringt uns mehr zum Lachen oder zum Nachdenken. Und niemand weiß besser, wie man Sprache wirkungsvoll einsetzt, als die besten Bühnenpoeten. Poetry Slam bewegt auf eine Art, die man sich gerne gefallen lässt. Es reißt ein Lachen ins Gesicht, kitzelt an der Hirnrinde und flutet das Herz.

Ort: MAKkultur Leopoldhaus

Zeit: 21:15 – 23:00 Uhr

Mit Dalibor Marcovic, Gewinner des opera slam 2019


https://www.youtube.com/watch?v=ThfMLv_yxVo


Podiumsdiskussion: Wie soziale Medien die Meinungsbildung verändern

copyright: Lukas Böhm
Führen die sozialen Medien zu einer einseitigen Pseudo-Informiertheit von Bürgern und verstärken damit die Polarisierung der Gesellschaft? Der Nachrichten- und Informationskosmos im Internet befindet sich im Umbruch – mit beunruhigenden Folgen für die Demokratie. 

Moderation: Demokratie leben


Ort: MAKkultur Leopoldhaus

Zeit: 19:30 – 21:00 Uhr

Teilnehmer*innen am Podium:

  • Dr. Wolfgang Schweiger, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim. Er beschäftigt sich dort u.a. mit dem Thema Medienwandel und Social Media. (online zugeschaltet)

  • Jörg Hundsdorfer, freiberuflicher Theatermacher, freier Mitarbeiter der Amadeo-Antonio-Stiftung

  • Martin Becher (Angefragt)

  • Anita Berek



"Hate speech" im Internet

Meinungsfreiheit ist nicht die Freiheit, alles zu sagen, was möglich ist. Meinungsfreiheit ist kein absolutes Recht: Sie findet ihre Grenzen, sobald die Würde eines Menschen angegriffen wird. Natürlich kann jede und jeder im Netz seine Meinung sagen; die meisten Nutzer sozialer Medien schaffen das, ohne die Rechte anderer zu verletzen. Wer verbal Menschen herabsetzt, beleidigt und bedroht, verachtet Menschenrechte. Umfragen zeigen, dass fast alle jungen lnternetnutzer*innen im Netz schon auf Hasskommentare gestoßen sind. Der Workshop zeigt auf und ermutigt, sich gegen Hetze im Netz zu wehren. Kommentare oder Posts melden, Hater*innen auffordern, ihre angeblichen "Fakten" zu belegen oder sich im eigenen Umfeld gegen menschenverachtende Kommentare stark machen sind Möglichkeiten, sich aktiv gegen Hate speech einzusetzen.

Aber auch die eigene Kommunikation nimmt der Workshop unter die Lupe. Auch wer vorurteilsfrei kommunizieren will, wird möglicherweise unbewusst Fehler machen. Wir sind alle Teil von Kulturen, haben eine Glaubenszugehörigkeit, unterschiedliche Hautfarben ... die Unterschiede sind vielfältig und das Zusammenleben ist historisch bedingt nicht immer vorurteilsfrei. Oft spüren wir gar nicht, wenn wir jemanden diskriminieren. Wenn wir Glück haben, macht uns jemand darauf aufmerksam - und wir haben dazugelernt. Dazu möchte der Workshop beitragen!

Referent: Jörg René Hundsdorfer (Freiberuflicher Trainer der Amadeo-Antonio-Stiftung)

Ort: MAKkultur Leopoldhaus

Zeit: 16:15 - 19:15 Uhr